ChatGPT trainiert uns
Die Künstliche Intelligenz ChatGPT der Firma OpenAI ist dieser Tage in aller Munde. Sie stellt einen Paradigmenwechsel bei der Mensch-Maschine-Kommunikation dar, denn die Ergebnisse sind teilweise so gut, dass sie von menschlichen Antworten kaum zu unterscheiden sind. Aber kann ChatGPT auch Journalist*innen ersetzen?
ChatGPT kann bei Hausaufgaben und Studienarbeiten so gut helfen, dass die Prüfenden sich aktuell neue Wege überlegen, wie sie das „echte“ Wissen und das wissenschaftliche Arbeitsvermögen überprüfen können. Auch im Journalismus gibt es seit langem KI-basierte Anwendungen, die Sport-, Wirtschafts- und Wetterberichterstattung so erstellen kann, dass sie von menschlichem Schreiben nicht mehr zu unterscheiden ist.
Bedeutet dann also der Markteintritt von ChatGPT und ähnlichen Anwendungen, das Verschwinden des Journalismus?
Wir fragen dazu die Digital-Spezialistin der ARD.ZDF medienakademie, Simone Stoffers:
Simone Stoffers: KI-Technologien können unsere Texte und Computerprogramme schreiben, (Bewegt-)Bilder produzieren, Stimmen imitieren, Musik komponieren und vortragen. Die Kombinationen eröffnen unendliche Möglichkeiten – mit allen Vorteilen u.a. für die Kreativität, und Nachteilen, z.B. durch das Reproduzieren von Stereotypen.
ChatGPT zeigt in der aktuellen Testphase noch Schwächen: Manche Fakten und Rechenergebnisse stimmen nicht. Auch Zählen scheint nicht so einfach zu sein, das kennen wir schon von den Bildgeneratoren wie Dall-E und Midjourney, die immer noch viel zu oft Hände mit mehr als 5 Fingern erstellen. Man kann nicht vorhersehen, wie schnell sich ChatGPT verbessern wird, aber aktuell ist es keine journalistische Recherchequelle.
Also sollten Journalist*innen die Finger von ChatGPT u.ä. Systemen lassen?
Simone Stoffers: Nein, auf keinen Fall, denn erstens sollten Journalist*innen genau verstehen, was sich da gerade entwickelt und welchen Impact das auf die Gesellschaft hat. Zweitens können künstlichen Systeme neue Anregungen für die journalistische Arbeit liefern, z.B. durch unerwartete Perspektiven und Zusammenhänge. Man sollte eben die Fakten gegenchecken.
Sehen Sie noch andere Stolpersteine für Journalist*innen in diesem Zusammenhang?
Simone Stoffers: Lernende Systeme sind immer nur so klug, wie die Texte, Zahlen, Fakten, mit denen sie gefüttert wurden. Hier lohnt sich ein Vergleich z.B. mit YouChat oder Perplexity.ai.
Die Kennzeichnung künstlich generierter Produkte stellt das Urheber- und Patentrecht schon jetzt vor Herausforderungen – ebenso die Verifizierungsabteilungen. Dort gibt es einen Wettlauf mit der Entwicklung von Tools zur Erkennung von Fakes. Aber für kreative Prozesse bei der Themenfindung oder Formatentwicklung sehe ich die unerwarteten Ergebnisse von ChatGPT und ähnlichem als sehr inspirierend.
Außerdem gibt es einen Nebeneffekt: ChatGPT trainiert uns, denn wir lernen, wie wir Fragen oder Aufgaben formulieren, damit wir bestimmte Ergebnisse bekommen. Und wir bekommen ein Gefühl dafür, wo die Grenzen KI-basierter Anwendungen liegen.
Autorin: Martina Lenk
Bei Fragen berät Sie gern Simone Stoffers: s.stoffers@ard-zdf-medienakademie.de

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