Crossmediale Newsrooms in der Praxis – was erwartet uns?
Der Workshop, bei dem wir drei Berliner Newsrooms besuchen hat sich inzwischen fast als feste Größe etabliert. Warum sich in diesem Jahr ein Besuch lohnen könnte, und was die Teilnehmenden erwartet, erzählt der Trainer Christian Radler.
Welche Newsrooms werden im November besucht – und warum ist das interessant?
Christian Radler: Die dpa hat in Berlin 2023 einen nagelneuen Newsroom bezogen, mit modernsten Audio- und Video-Studios, großzügigen Begegnungsflächen und einem agilen Workflow-Konzept für Nachrichtengroßlagen. Ich bin sehr gespannt, welche Lektionen wir hören werden, wie die Quote Office zu Homeoffice zum Beispiel inzwischen ist.
Bei t-online gibt es eine historisch gewachsene Techniklandschaft, eine riesige Varianz an Screens, die sie bespielen, und das direkt aus dem zentralen Newsroom. Auf dem Rundgang sehen wir, wo das „junge Angebot“ Watson produziert wird. Spannend dabei: das winzige Videostudio, aus dem heraus reichweitenstarke On-Demand-Inhalte für das Sport-Ressort generiert werden.
Und in der taz fasziniert mich seit jeher, wie schlank einerseits der digitale Bereich aufgestellt ist, dabei aber an vielen Stellen verzahnt ist mit dem Blatt, das sich schrittweise vom Papier löst oder schon gelöst hat.
Wir sehen also drei sehr unterschiedliche Verhältnisse zum Digitalen, die jeweils auch viel von der Kultur in den jeweiligen Häusern spiegeln.
Welche Rolle spielt KI?
Christian Radler: Das ist unterschiedlich: Bei der dpa hat man lange vor dem aktuellen KI-Hype mit Assistenzsystemen experimentiert, die beispielsweise die Erfassung von Terminen (davon landen täglich Hunderte bei der dpa in der Inbox) unterstützen sollten. Bei t-online sind deshalb die Erfahrungen mit dem neuen CMS sehr interessant, das mit beeindruckenden KI-Komponenten ausgestattet wurde.
Was können die Öffentlich-Rechtlichen von den Newsrooms lernen?
Christian Radler: Ich finde die Geschwindigkeit beeindruckend, mit der sich Veränderungsprozesse abspielen. Während in manchen ÖR-Medienhäusern die KI-Taskforces mit Vertretern wirklich aller Gewerke erst noch gegründet wurden, löste man gleichzeitig diese bei einer der Besuchsstationen schon wieder auf, nach dem Motto: Wir haben verstanden, dass wir Erfahrungen mit KI machen müssen, und wir wollen das auch kritisch begleiten – eine vielköpfige Instanz dafür brauchen wir aber nicht mehr.
Welchen Einfluss haben die Teilnehmenden auf den inhaltlichen Zuschnitt des Tages?
Christian Radler: Einen riesigen – wir fragen zwei Wochen vor dem Newsroom-Tag ab, was im Detail für unsere Teilnehmenden interessant ist, und die Besuchsstationen sind dann passgenau auf uns vorbereitet.
Vielen Dank für das Gespräch.
Mehr zur aktuellen Ausgabe des Workshops: Besuch in Berliner Newsrooms
Für Detailfragen berät Sie gern Simone Stoffers: s.stoffers@ard-zdf-medienakademie.de
Autorin: Simone Stoffers
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Besuch in Berliner Newsrooms - Digitaler Aufbruch
Sie legen digitale und analoge Produktion zusammen und experimentieren mit crossmedialen Ausspielwegen: Zeitungs- und Fernsehredaktionen in Berlin. Sprachassistenten, ChatGPT, Podcasts und Verticals – welche Experimente gönnt man sich, und woran führt schon jetzt kein Weg mehr vorbei? Wie sehr ...
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