„Dieses Mal ist alles anders!“
Unser Trainer Ulrich Ueckerseifer berichtet als WDR-Wirtschaftsredakteur und ARD-Experte regelmäßig über Themen rund um die Wirtschafts- und Finanzwelt. Ein Interview zu den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise.
Dieses Mal ist alles anders! Warum trifft das auf die Wirtschaftskrise durch Corona zu?
Ulrich Ueckerseifer: Dieses Mal sind vor allem zwei Dinge anders als bei früheren Wirtschaftskrisen. Erstens trifft es die ganze Welt fast zur gleichen Zeit. In früheren Krisen war nie die ganze Welt betroffen, sondern z. B. in den 1990ern nur Asien, in der Finanzkrise die USA und Teile Europas, und in der Eurokrise vor allem Südeuropa. Diesmal sind jedoch alle Erdteile betroffen. Zweitens bricht sowohl das Angebot weg, Stichwort Störung der Lieferketten, als auch die Nachfrage, zum Beispiel für Öl. Das ist extrem ungewöhnlich.
Welche Beispiele verdeutlichen das Ausmaß der wirtschaftlichen Folgen besonders anschaulich?
Ulrich Ueckerseifer: Besonders deutlich wird das Ausmaß an der völligen Unfähigkeit der Ökonomen, das Ausmaß zu berechnen. Vom beherrschbaren Einbruch bis zum Vergleich mit der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre ist alles dabei – man hat fast die freie Auswahl. Das liegt daran, dass diese ökomische Krise der medizinischen Krise folgt – im Herbst kann also alles schon wieder gut sein. Die Frage ist nur, in welchem Herbst: 2020, 2021, 2022…
Welche Chancen stecken neben allen negativen Prognosen in der Krise?
Ulrich Ueckerseifer: Für Deutschland vor allem der sich bereits abzeichnende Schub der Digitalisierung. Da geht gerade ganz viel, ganz schnell. Das kann die Industrie in Deutschland zukunftsfit machen, und könnte die öffentliche Verwaltung (endlich) ins 21. Jahrhundert bringen. Außerdem haben große Krisen in den vergangenen Jahrhunderten im Anschluss oft einen Schub an Lebensfreude und Kreativität gebracht.
Welche Bedeutung werden diese Themen in den nächsten Monaten für die Berichterstattung in den Medien haben?
Ulrich Ueckerseifer: In den nächsten Monaten werden die ökonomischen Fragen in der Berichterstattung stark vertreten sein, aber auch noch lange danach, weil viele Aspekte der Krise nicht verschwinden werden, selbst wenn die unmittelbaren Folgen vielleicht zunächst in den Hintergrund treten. Die Globalisierung kommt an Grenzen, neoliberale Ökonomen gerade in Deutschland bleiben Antworten schuldig. Und nach der Krise bleibt eine Welt zurück, in der viele Staaten bis zur Halskrause verschuldet sind – Stabilität war gestern. Das macht neue Krisen in immer kürzerer Folge sehr wahrscheinlich. Darauf sollten Journalistinnen und Journalisten also vorbereitet sein.
Vielen Dank für das Gespräch!
Ulrich Ueckerseifer berichtet als WDR-Wirtschaftsredakteur und ARD-Experte regelmäßig über Themen rund um die Wirtschafts- und Finanzwelt. Sowohl bei großen wirtschaftspolitischen Fragen wie der Finanz- und Eurokrise als auch einfachen Verbraucherthemen gelingt es ihm, komplexe Sachverhalte verständlich zu erklären, Hintergründe und Zusammenhänge darzustellen, und wirtschaftlichen Entwicklungen einzuordnen, ohne viele Fachbegriffe sondern mit anschaulichen Beispielen.
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Autor: Matthias Harder
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