„Es gibt keine Veränderung ohne Widerstand“
Veränderung ist anstrengend. Und Widerstand dagegen: normal. Warum das so ist, was Veränderung mit unseren Emotionen zu tun hat und wie Führungskräfte Widerstand in ihrem Team verstehen und konstruktiv begegnen können erklärt unsere Trainerin Dr. Paola Rodà im Interview.
Frau Rodà, woher kommt es, dass Personen in Veränderungsprozessen auf Bewährtes beharren und wie äußert sich das?
Paola Rodà: Das Bewährte ist bekannt, da fühle ich mich sicher und kompetent. Ich weiß, was auf mich zukommt. Veränderung bedeutet, da kommt etwas Unbekanntes, das ich nicht einschätzen kann. Bin ich dann noch kompetent? Was heißt das für meine Situation? Ist das, was ich tue, dann noch etwas wert? Ängste und Unsicherheiten sind typisch menschliche Reaktionen auf Veränderungen. Da Veränderungen zunächst als Bedrohung erlebt werden, haben wir es vor allem mit emotionalen Reaktionen zu tun, wie Angst, Blockade, Wut, Leugnen oder auch Rückzug. Häufig kommt es auch zu einem regelrechten Wechselbad der Gefühle. Wichtig ist mir noch einmal zu betonen, dass all diese Gefühle völlig normal sind.
Was bedeutet das für Führungskräfte; für die Personen, die es im Unternehmen zur Aufgabe haben Veränderung zu steuern?
Paola Rodà: Entscheidend ist, dass die Führungskraft eine Vorbildfunktion übernimmt. Die Mitarbeiter*innen werden sich fragen, wie ihre Führungskraft zu dem Veränderungsvorhaben steht. Glaubt sie an die Vorteile und den Nutzen der angestrebten Veränderungen und geht mit gutem Beispiel voran? Steuert sie den Prozess und gibt Orientierung? Aktive und permanente Kommunikation und Überzeugungsarbeit von Seite der Führung ist dabei wesentlich. Trotz diesem starken Fokus auf die Mitarbeiter*innen ist die Steuerung eines Veränderungsprozesses kein „Kuschelkurs“. Veränderungsziele müssen klar benannt, Wahrheiten deutlich ausgesprochen und harte Einschnitte konsequent umgesetzt werden. Dies jedoch mit Respekt und Wertschätzung den Mitarbeiter*innen gegenüber. Wichtig auch, sich selbst dabei nicht zu vergessen!
Wie kann es denn gelingen widerständige Personen im Projekt mitzunehmen?
Paola Rodà: Erst einmal gilt: Widerstand ist völlig normal. Es gibt keine Veränderung ohne Widerstand. Widerstand wird in der Regel als etwas Negatives betrachtet. Doch Widerstand hat einen Sinn. Man kann darin eine Schutzfunktion oder auch eine verschlüsselte Botschaft sehen. Ich bevorzuge daher eine neutrale Definition. „Widerstand beschreibt all jene Verhaltensweisen und Emotionen, die sich gegen die Veränderung richten“. Eine wesentliche Aufgabe der Führungskräfte ist daher, mit den Emotionen der Mitarbeiter*innen konstruktiv umzugehen und sich nicht provozieren zu lassen. Mitarbeiter*innen haben ihre Gründe, sich so zu verhalten und diese gilt es zu verstehen. Gegen den Widerstand zu gehen, führt zur weiteren „Aufrüstung“. Es geht vielmehr darum, Ängste zu nehmen, Sinn und Zusammenhänge aufzuzeigen, Interesse zu erzeugen, neue Kompetenzen zu vermitteln, zu beteiligen und damit Einfluss und Selbstwirksamkeit zu ermöglichen. Das ist keine leichte Aufgabe und stellt hohe Anforderungen an Führungskräfte im Changeprozess.
Gibt es so etwas wie einen besonderen Gewinn, falls das gelingt?
Paola Rodà: Ziel eines Veränderungsprozesses ist ja, diesen schwierigen Prozess zu durchlaufen und in der „neuen, nun veränderten Welt“ gemeinsam anzukommen. Der Sturm der Unsicherheiten ist überstanden und neue Kompetenzen konnten aufgebaut werden. Die Mitarbeiter*innen sind in ihren neuen Rollen und veränderten Arbeitsweisen angekommen. Vielleicht haben sich auch Sichtweisen verändert, das Team ist stärker zusammengewachsen und hat viel über den Ablauf von Veränderungsprozessen gelernt.
Vielen Dank für das Gespräch.
Dr. Paola Rodà ist seit über 15 Jahren als Beraterin, Trainerin und Business Coach tätig. Dabei unterstützt sie Menschen und Organisationen, in Bewegung zu kommen oder zu bleiben, um notwendige Veränderungen aktiv selbst zu gestalten.
Bei Fragen zum Kurs und dem Thema Changemanagement berät Sie gern Florian Klein: f.klein@ard-zdf-medienakademie.de.
Autor: Sven Dütz
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