Fehler und Innovation – die Möglichkeiten des Scheiterns
Fehler sind unangenehm und können Unternehmen Geld und Vertrauen kosten. Oft herrscht in Firmen das Prinzip der Null-Fehler-Toleranz. Doch im Arbeitsalltag, in Entwicklungsprozessen und bei Stress läuft auch mal was schief. Eine konstruktive Fehlerkultur versucht daraus zu lernen.
Fehler sind gesellschaftlich negativ besetzt und mit Fragen der Schuld, Angst und Strafe behaftet. In Unternehmen schafft das Druck und kann das Arbeitsklima belasten. Die Angst zu scheitern mindert kreative Leistung und erschwert selbstbewusstes Handeln.
Wenn aber Mitarbeitenden das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten fehlt und Fehler, wenn sie passieren, unter den Teppich gekehrt werden, statt sie offen und lösungsorientiert im Team oder mit der Führungskraft zu besprechen, herrscht das Prinzip der Vermeidung: Motivation, Eigeninitiative und Risikobereitschaft bleiben ungenutzt auf der Strecke. Auch das kostet Unternehmen Geld – vor allem bei der Digitalisierung.
Ein produktiver Umgang mit Misserfolgen kann helfen, die digitale Transformation zu meistern. Unternehmen und ihre Führungskräfte stehen hier selbst unter Druck. Die Komplexität der Aufgabe und die Geschwindigkeit mit der Technik, Märkte, digitale Angebote und Verhalten der Nutzer sich ändern, verlangen neue Arbeitsweisen und ein anderes Führungsverständnis.
Agile Methoden – offen sein, anpassen, lernen
Diese Notwendigkeit zur Veränderung, kann der Ausgangspunkt für eine konstruktive Fehlerkultur sein – weg von der Angst und hin zu mehr Experimentierfreude für das gemeinsame Ziel. Vor allem dann, wenn der Weg dorthin noch unbekannt ist: Solange Mitarbeitende und deren Vorgesetzte kein Lösungswissen haben, sollten neue Ideen und Ansätze scheitern dürfen. Wichtig ist, daraus zu lernen. Wagt ein Team Neues, riskiert es Fehler. Ohne den Versuch bleibt nur Stillstand
Die Start-up-Kultur hat es mit nutzerzentrierten Ansätze und agilen Methoden wie Design Thinking und Scrum vorgemacht. Prototypen werden schnell entworfen, produziert und getestet. Mit dem Feedback der Nutzer werden Fehler behoben und die Produkte und Anwendungen weiterentwickelt.
Diese agilen Arbeitsweisen sind in vielen Unternehmen angekommen, um Innovationsprozesse zu etablieren und durch kontinuierliche Rückkopplung aus Erfolgen und Fehlern zu lernen. Neu ist das nicht: In der Wissenschaft gilt seit jeher, was nicht funktioniert ist ebenso eine Erkenntnis wie die eigentliche Lösung. Das Experiment und dessen Analyse ermöglichen neues Wissen – konstruktives Scheitern.
Unternehmen profitieren, wenn sie erkennen, dass Innovationsprozesse und Problemlösung zwei Seiten haben: Best Practice und die Misserfolge zuvor. Wieso nur aus den Erfolgen lernen?
Führungsinstrumente für eine konstruktive Fehlerkultur
Für den Wandel im Umgang mit Fehlschlägen müssen Vorgesetzte vorangehen. Sie prägen die Unternehmenskultur. Es verlangt Mut und eine souveräne Haltung zu akzeptieren, in Zeiten der Veränderung nicht alles unter Kontrolle zu haben und das auch bei bester Planung Fehler passieren. Umso wichtiger, sich für den Fall der Fälle der eigenen Linie klar zu sein. Selbstführung und Selbstreflektion sind der Schlüssel, um agil führen und Stabilität vermitteln zu können.
Dazu gehört es auch Wissen zu teilen, klar zu kommunizieren und offen über Fehler zu diskutieren, ohne auf der Schuldfrage herumzureiten. Das schafft Vertrauen und kann Mitarbeitende motivieren, sich stärker einzubringen und in unklaren Situationen eigenverantwortlich an Lösungen zu arbeiten.
Fakt ist, Fehler passieren. Sie sollen auch nicht glorifiziert werden: Immer dann, wenn Wissen um die richtige Vorgehensweise vorhanden ist, wenn klar ist, wie ein Problem gelöst werden kann, ist „Trial and Error“ nicht nur überflüssig, sondern teuer. Befindet man sich mit seinem Team jedoch auf unbekannten Terrain, sind vielfältige Fähigkeiten vorhanden, die Route aber unklar, kann das Motto lauten:
Experimentieren, kollaborieren und gemeinsam lernen!
Autor: Sven Dütz
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