Gar nicht so einfach mit der „Leichten Sprache“
„Schreib es doch in leichter, einfacher Sprache“ – die Worte „leicht“ und „einfach“, die der ein oder andere nahezu synonym nutzen würde, haben in den vergangenen Jahren eine eigene Bedeutungshoheit aufgebaut: „Leichte Sprache“ ist etwas anderes als „Einfache Sprache“.
Leichte Sprache wurde für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt; sie folgt einem festen Regelwerk, wonach nach jedem Satz ein Absatz eingefügt und auf Fremdwörter verzichtet wird. Stattdessen kommen einfache und kurze Wörter zum Einsatz, und der Satzbau ist ebenfalls einfach. Gut anschauliche Bilder sollten den Text unterstützen.
Die Einfache Sprache hingegen darf schon etwas komplexer daherkommen; die Wörter dürfen schwieriger sein, längere Sätze und Nebensätze sind erlaubt. Im Gegensatz zur Leichten Sprache gibt es für die Einfache Sprache kein festes Regelwerk.
Einsatzbereiche für Leichte und Einfache Sprache
Beide Sprachvarianten sollen Menschen mit Lese- oder Verständnisschwierigkeiten – aus unterschiedlichen Gründen – helfen, den Inhalt eines Textes leichter oder überhaupt erfassen zu können: in einem juristischen Text, auf einer Website oder in einer Nachricht.
Seit 2011 muss Leichte Sprache als Mittel der Barrierefreiheit von Gesetzes wegen eingesetzt werden. So ist in der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) vorgegeben, dass Internetauftritte von Bundesbehörden mit Navigationshilfen sowie Informationen zu den wichtigsten Inhalten der Webseite in Leichter Sprache geschrieben werden. Der Bundestag und viele Ministerien bieten ihre Inhalte ebenfalls in Leichter Sprache an. So soll gewährleistet werden, dass möglichst viele Bürger an der gesellschaftlichen Kommunikation teilhaben können.
Wer also für eine Website verantwortlich ist, die von einer öffentlichen Stelle angeboten wird oder sich an Zielgruppen richtet, für die deutsche Sprache nur schwer zu erfassen sind – und das sind mitnichten nur Ausländer –, muss sich also mit dem Thema der Leichten Sprache befassen.
Weiterbildung für Leichte und Einfache Sprache
Die ARD.ZDF medienakademie bietet dazu aktuell ein Webinar an, in dem u.a. auch der Unterschied zwischen Leichter und Einfacher Sprache herausgearbeitet wird. Die verschiedenen Anwendungsfälle und Zielgruppen werden beleuchtet und ein kurzer Blick auf die Entstehungsgeschichte der Leichten Sprache geworfen, die maßgeblich von Selbstvertretungsorganisationen entwickelt wurde.
Das Webinar leitet Inga Schiffler; sie ist Mitglied im Netzwerk Leichte Sprache und Mitglied im Konsortium der DIN SPEC PAS „Empfehlungen für Deutsche Leichte Sprache“. Sie trainiert und dolmetscht selbst – sozusagen von Deutsch in leichtes Deutsch. Da staunt der Laie: Kann nicht jeder in Leichter Sprache schreiben, wenn er einmal kurz in das Regelwerk geschaut hat?
„Die einzelne Regel ist selbstverständlich leicht abzubilden, aber wenn alle Regeln gleichzeitig umgesetzt werden müssen, ist das für viele eine wahre Herausforderung“, so die Sprachspezialistin, „dazu kommt: In Leichter Sprache gibt es kein Verstecken hinter schönen Worten. Alles muss glasklar erklärt werden – sonst ist es nicht leicht.“ Deshalb sei es auch empfehlenswert, sich an professionelle Übersetzungsbüros zu wenden, die dieses Handwerk beherrschen und dabei mit Menschen mit Lernschwierigkeiten zusammenarbeiten.
Bei Fragen hilft Ihnen Matthias Harder gern weiter: m.harder@ard-zdf-medienakademie.de.
Autorin: Martina Lenk

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