Christian Schiffer und Fritz Espenlaub

„Im KI-Zeitalter werden die Produktionskosten von Desinformation auf nahezu Null sinken“

Netzexperte Christian Schiffer und Fritz Espenlaub, freier Journalist und u.a. Co-Host des bekannten KI-Podcasts, zeigen 5 Tage lang in unserer KI-Werkstatt, welches Potenzial in den Tools für Text, Ton, Bild, Konzept und Recherche steckt.

Was ist das größte Missverständnis über die Zukunft der KI?

Fritz Espenlaub: Dass alles bleibt, wie es ist. KI ist sicherlich etwas overhyped, und trotzdem wird sie den Journalismus verändern. KI wird nicht nur Arbeitsabläufe automatisieren, sondern auch neue Möglichkeiten eröffnen, wie wir Geschichten erzählen und verbreiten. Auf der anderen Seite stellt KI uns auch vor neue Herausforderungen, etwa wenn es um Desinformation geht. Der Journalismus wird sich anpassen müssen, um die Potenziale der KI optimal zu nutzen, während gleichzeitig die ethischen und qualitativen Standards gewahrt bleiben.

Gab es einen Moment, in dem ihr von den Fähigkeiten oder Grenzen der Technologie komplett überrascht wart?

Christian Schiffer: Ja, als die KI beispielsweise 2023 das bayerische Abitur mit Bravour bestanden hat. Ein halbes Jahr zuvor war sie noch durch die Prüfung gefallen. Und generell passiert uns andauernd das, was der Science Fiktion-Schriftsteller Arthur C. Clarke einmal beschrieben hat – nämlich, dass jede neue Technologie von Magie nicht zu unterscheiden ist. Egal, ob man mit KI in Windeseile einen Schlagersong produziert, einen fiktiven Interview-Podcast kreiert, in dem sich Angela Merkel und Albert Einstein über die Fußball-EM 1988 unterhalten oder man mit ChatGPT bespricht, was man mit den kläglichen Vorräten im Kühlschrank noch Feines zaubern kann – es fühlt sich immer magisch an, was da passiert.

In eurem KI-Podcast geht es auch um die ethischen und gesellschaftlichen Implikationen von KI. Wie fließt das in euer Seminar ein? 

Fritz Espenlaub: Es ist wichtig, dass die Teilnehmenden ein Bewusstsein dafür entwickeln, wie KI-Systeme Entscheidungen beeinflussen und welche Verantwortung Journalisten haben, die KI benutzen. Wir behandeln deswegen Themen wie Datenschutz, Bias in Algorithmen und Desinformation. Vor allem Desinformation scheint uns eine der größten Herausforderungen zu sein. Im KI-Zeitalter werden die Produktionskosten von Desinformation auf nahezu Null sinken, egal ob es um Text, Audio oder (bewegte) Bilder geht. Darauf muss sich der Journalismus einstellen.

Was ist das Besondere an der 5-tägigen KI-Werkstatt im Dezember?

Christian Schiffer: Dass wir nicht nur über KI reden, sondern sie auch selbst anwenden. Es ist ein Seminar, in dem das „Hands on“ großgeschrieben wird. Wir erklären nicht nur, was KI kann und was KI nicht kann, sondern entwickeln auch Ideen für neue journalistische KI-Formate. Im besten Fall entstehen aus diesen Ideen innovative Prototypen, die das Potenzial haben, die Art und Weise, wie wir Geschichten erzählen, zu verändern. 

Welche KI-App wünscht ihr euch für 2025?

Fritz Espenlaub: Eine KI-App, die automatisch alle neue KI-Tools erklärt und katalogisiert. Denn die Entwicklung ist so rasant, dass es manchmal schwerfällt, Schritt zu halten. 

Vielen Dank für das Gespräch.

Christian Schiffer auf der re:publica 24 zum bayerischen Abitur mit ChatGPT: https://www.youtube.com/watch?v=Oi8CV9YuRbk
 
Mehr zum 5-tägigen KI-Workshop:  https://www.ard-zdf-medienakademie.de/mak/seminare/54355/die-ki-werkstatt-der-5-tage-intensivkurs.html

Für Detailfragen berät Sie gern Simone Stoffers: s.stoffers@ard-zdf-medienakademie.de

Simone Stoffers
Fachgebiets­leitung Digitale Strategie, Crossmedia, KI und Social Media
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