Bild: © hikrcn / Fotolia

Journalismus und (sekundäre) Traumatisierung

Nachrichten handeln sehr häufig von traumatisierenden Ereignissen: Doch wie Journalistinnen und Journalisten mit belastenden Situationen verantwortungsvoll umgehen – mit sich selbst aber auch mit traumatisierten Betroffenen, kommt in der journalistischen Ausbildung zu kurz, sagen Fachleute.

Trauma-Seminare nicht Teil der journalistischen Ausbildung

Für Polizisten, Sozialarbeiter, Feuerwehrleute und viele andere Berufsgruppen gehört ein Fakt zum Beruf: Die Arbeitsinhalte können für die Kolleginnen und Kollegen traumatisierend sein. Deswegen ist es für sie selbstverständlich und auch vorgeschrieben, sich auf solche Situationen vorzubereiten oder sich nach einer solchen Situation professionelle Hilfe zu holen.

Für Journalisten und Journalistinnen sind Supervisoren und Trauma-Seminare in der Regel-Prozesskette nicht vorgesehen – auch nicht, wenn sie in Krisengebiete entsendet werden.

Für Journalistin und Trauma-Therapeutin Fee Rojas ein unhaltbarer Zustand: "Das Risiko der sekundären Traumatisierung besteht auch für unsere Berufsgruppe und muss bewusst wahrgenommen und angesprochen werden." Ihrer Meinung nach sollten die Kolleginnen und Kollegen wissen, was sie für sich selbst tun können, wenn Bilder oder O-Töne noch nach der Sendung auf der Seele liegen.

Und dabei gehe es nicht nur um Krisen und Kriege, sondern um ganz Alltägliches wie Hausbrände, Unfälle oder schwere Erkrankungen oder auch das Sichten von extremen Bilden im Social Web.

Umgang mit traumatisierten Interviewpartnern

Mit dem Thema Trauma und Journalismus ist aber nicht nur der Blick auf die Journalistinnen und Journalisten selbst gemeint, sondern auch auf traumatisierte Interviewpartner – Flüchtlinge, Erdbeben- oder Terroropfer –, die entsprechend feinfühlig im Gespräch behandelt werden sollten.

Petra Tabeling, Journalistin und Trauma-Spezialistin, bringt es so auf den Punkt: "Wir haben in unserer journalistischen Ausbildung alles Mögliche gelernt, aber nicht wie wir mit Menschen umgehen, die etwas Belastendes erlebt haben."

Tabeling, die selbst bei der Berichterstattung über Krisen und Konflikte oder beim Verlust einer Kollegin in einem Kriegsgebiet Belastendes erfahren musste, hat 2006 Angebote dieser Art für Journalistinnen in Deutschland vermisst und sich deshalb nach einem Seminar bei Fee Rojas und einem Fellowship in den USA zu dem Thema stark engagiert: Sie leitete bis zum Auslaufen der Finanzierung das Dart-Center in Köln.

Die ARD.ZDF medienakademie bietet Seminare zu diesem Thema an, auch als maßgeschneidertes Inhouse-Training. Sprechen Sie uns gern an!

Matthias Harder berät Sie gern:

Tel.: +49 511 123598-544
E-Mail: m.harder@ard-zdf-medienakademie.de

Autorin: Martina Lenk

Matthias Harder
Fachgebiets­leitung Journalistische Kompetenzen und Volontärsausbildung
mailicon Drucken
Vorheriger Artikel

Angriffe und Anfeindungen – Was Medienschaffende in Zeiten von "Hate Speech" tun können

Nächster Artikel

Kernkompetenz Changemanagement – wie Veränderung gelingt

Seminare zum Thema
img
51 172

Bilder von Krieg, Erdbeben und Amokläufen – Wie stehe ich das durch?

Nachrichtenbilder sind oft erschreckend - und dabei handelt es sich "nur" um die Ergebnisse des technisch und redaktionell bearbeiteten Rohmaterials. Denn was die Zuschauer*innen nicht sehen sollen, haben sich vorher die Mitarbeiter*innen der Sender ganz genau angeguckt. Sie haben Leichenteile ...

SEMINARINFO