KI-Avatare führen Fernseh-Interviews
Als erster deutscher TV-Sender setzt STUDIO 47 mit „AvaTalk“ auf eine neue Technologie, mit der Avatare eigenständig Interviews führen. Sascha Devigne, Chefredakteur des Senders und Trainer an der ARD.ZDF medienakademie, ordnet dies ein:
Was ist „AvaTalk“ und wie funktioniert es?
Sascha Devigne: „AvaTalk“ ist ein KI-gestütztes System, das journalistische Interviews vollautomatisch führen kann – mit einem Avatar, der aussieht und spricht wie ein realer Moderator. Der Avatar tritt in einem Videocall mit echten Gesprächspartnerinnen auf, hört zu, stellt Fragen und reagiert inhaltlich – alles in Echtzeit. Dahinter steckt eine modulare Technologie, die auf mehreren Ebenen arbeitet: Wir definieren für jeden Einsatz die Persönlichkeit des Avatars, seine Gesprächsstrategie und vor allem das redaktionelle Wissen. Die KI greift während des Gesprächs auf diese Wissensbasis zu und kann sich zusätzlich Informationen aus dem Netz ziehen. Am Ende wird das Interview automatisch aufbereitet, grafisch ergänzt und sendefertig gemacht – mit einer redaktionellen Abnahme, versteht sich.
„AvaTalk“ ist die neueste Entwicklung von STUDIO 47. Euer gesamter Workflow ist KI-gestützt. Wie kann ich mir das vorstellen?
Sascha Devigne: Wir haben in den letzten Jahren ein System aufgebaut, das große Teile unserer Nachrichtenproduktion automatisiert – ohne dabei auf journalistische Sorgfalt zu verzichten. Herzstück ist unsere Plattform „NewsHub“, über die wir den gesamten Produktionsprozess steuern: vom Skripting über das Editing bis hin zur Distribution. Dort laufen auch unsere KI-Module zusammen. Zum Beispiel „BotCast“ – das Tool erzeugt aus Pressetexten oder Redaktionsbriefings eigenständig vertonte Nachrichtenvideos. Die Skripte schreibt die KI, die Sprache kommt per Text-to-Speech, der Schnitt läuft weitgehend automatisiert. Das Videomaterial analysieren wir mit „ClipSense“ – einer KI, die Szenen erkennt, Personen identifiziert und automatisch Verschlagwortungen vergibt. Das macht unser Archiv nicht nur durchsuchbar, sondern auch inhaltlich nutzbar. All das spart viel Zeit – und schafft Raum für die wichtigen Aufgaben: Recherche, Hintergründe, kreatives Erzählen. Die KI übernimmt bei uns nicht die Verantwortung, aber sie übernimmt Routine.
Was erwartet die Teilnehmenden im Webinar „KI im TV-Newsroom“?
Sascha Devigne: Wir schauen gemeinsam hinter die Kulissen. Ich zeige, wie unser KI-Workflow in der Praxis funktioniert, welche Tools wir wie einsetzen – und vor allem: wo die Chancen und Grenzen liegen. Die Teilnehmenden bekommen konkrete Beispiele, Live-Demos und die Möglichkeit, eigene Fragen und Erfahrungen einzubringen. Wir reden darüber, wie man KI sinnvoll in bestehende Redaktionen integriert, welche Prozesse man automatisieren kann – und welche besser nicht. Wichtig ist mir, dass wir KI nicht als Selbstzweck betrachten. Es geht nicht darum, Menschen zu ersetzen, sondern darum, journalistische Arbeit effizienter zu machen.
Die Fragen stellte Andreas Elter, Fachgebietsleiter Bewegtbild und Audio in der Contentproduktion: a.elter@ard-zdf-medienakademie.de.
Hier geht es zum Webinar: KI im TV-Newsroom. Für eine Übersicht aller Weiterbildungen zu Künstlicher Intelligenz beachten Sie unser Schwerpunktthema: Künstliche Intelligenz.

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