Klimakrise und Journalismus – mit Sara Schurmann
Für einige Journalist*innen ist der Begriff „Klimajournalismus“ überflüssig, andere hingegen widmen ihre ganze journalistische Arbeit diesem Thema – so wie unsere Trainerin und Spezialistin Sara Schurmann. In ihren Seminaren erklärt sie, wie man Klimathemen fürs eigene Publikum attraktiv aufbereiten und überall da mitdenken kann, wo es eine Rolle spielt.
Wie beurteilen Sie die Qualität der Berichterstattung über Klimathemen in den Medien?
Sara Schurmann: Die Qualität der Klimaberichterstattung hat sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert, aber es gibt noch genug zu tun. Ein Hauptproblem ist die Komplexität des Themas, die es schwierig macht, die Dringlichkeit und die wissenschaftlichen Grundlagen der Klimakrise verständlich zu vermitteln. Viele Berichte neigen dazu, entweder zu vereinfachen oder ein Gefühl der Hilflosigkeit zu vermitteln. Beides wird der Realität nicht gerecht, und verzerrt, wie Handlungsmöglichkeiten wahrgenommen werden.
Inwiefern ist es wichtig, konstruktiv über die Klimakrise zu berichten, und wie kann dies gelingen, ohne die Dringlichkeit der Situation zu untergraben?
Sara Schurmann: Konstruktiver Journalismus zeigt Handlungsoptionen auf und ordnet Lösungsansätze kritisch ein – ohne dabei die Klimakrise zu verharmlosen. Ein konstruktiver Blickwinkel kann dazu beitragen, den Diskurs von reiner Problemorientierung hin zu Möglichkeiten der Veränderung zu verschieben. Das ist kein Aktivismus, sondern journalistische Aufklärung im besten Sinne. In einer demokratischen Öffentlichkeit bildet journalistische Berichterstattung eine wichtige Grundlage für informierte Entscheidungen.
In unserem Seminar "Konstruktiv über die Klimakrise berichten" arbeiten wir daran, Journalistinnen und Journalisten Methoden an die Hand zu geben, um ein ausgewogenes Bild zu zeichnen. Dazu gehört, wissenschaftliche Fakten klar darzustellen, aber auch zu zeigen, was daraus folgt: Was bedeutet das für das eigene Publikum? Und was können Einzelne, Unternehmen und Politik tun, um die Erderwärmung effektiv abzubremsen und sich bestmöglich an das anzupassen, was kommt?
Welche Rolle spielen ethische Überlegungen in der Klimaberichterstattung, und wie adressieren Sie diese in Ihren Seminaren?
Sara Schurmann: Da unterscheidet sich gute Klimaberichterstattung nicht von guten Journalismus. Was ich in meinen Grundlagen-Seminaren oft feststelle: Wenn wir uns gemeinsam vergegenwärtigen, wo wir eigentlich stehen in der Klimakrise und welche Optionen noch bleiben, verschiebt sich auch hier noch mal der Blick. Im Redaktionsalltag ist Klima oft nur ein Thema unter vielen, das Seminar macht jedoch klar, wie man dem Querschnittsthema journalistisch gerecht werden kann, ohne zusätzliche Beiträge zu produzieren.
Es verändert den Blick darauf, wie wir ganz normale Themen angehen und welche Perspektiven wie gewichtet und abgebildet werden sollten. Ziel ist es, Journalistinnen und Journalisten zu befähigen, Klimathemen fürs eigene Publikum verständlich und interessant aufzubereiten und selbst sicher über die zugrundeliegenden wissenschaftlichen und sozialen Zusammenhänge zu berichten.
Vielen Dank für das Gespräch.
Autorin: Martina Lenk
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