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Mit Holokratie zum selbstorganisierten Team

In der Selbstorganisation bestimmen Teams, wie sie Arbeit organisieren, priorisieren und erledigen. Entscheidungsprozesse werden gemeinsam bearbeitet, die Rolle der Führungskraft ändert sich. Was bei der Einführung von Holokratie in die Organisation zu beachten ist, erklären unsere Expertinnen Carolin Wurst und Fabienne Regitz.

Welche Kernelemente machen für Sie das Arbeiten nach holokratischen Prinzipien so spannend und wirkungsvoll?

Carolin Wurst: Wir finden, dass in einer Welt, in der Wandel zur Konstante geworden ist, holokratische Prinzipien eine gute Antwort auf die ständigen Veränderungsbedarfe in Organisationen geben. Dabei unterstützen die Kernelemente der Holokratie – Purpose, Autorität auf Rollen, spannungsbasiertes Arbeiten, transparente Regeln und Prozesse und ein agiles Mindset – beim Aufbau von flexiblen und selbstorganisierten Teams. Darüber hinaus ermöglichen die holokratischen Prinzipien einen größeren Verantwortungs- und Entscheidungsspielraum innerhalb von Teams und führen, unserer Erfahrung nach, zu mehr Transparenz, Klarheit und Vertrauen.

Was passiert in diesem System mit der klassischen Führungskraft?

Fabienne Regitz: Führung verschwindet nicht, sie verändert sich. Um ein Beispiel zu nennen: Führungsaufgaben werden konkretisiert, das heißt, es wird klar beschrieben, was die Führungsrollen im holokratischen System tun und was nicht. Zu den Aufgaben gehören die Besetzung von Rollen, die Erarbeitung von Strategie- und Zielvorgaben sowie das Verarbeiten von Spannungen. Für viele Führungskräfte ist jedoch neu, dass sie nun keine fachliche Arbeit mehr übernehmen, keine inhaltlichen Entscheidungen treffen und nicht mehr allein Regeln der Zusammenarbeit aufstellen können. Da braucht es viel Mut und Vertrauen, um loslassen zu können.

Wie viel Zeit braucht ein Team oder eine Abteilung, um sich aus der Hierarchie zu einer selbstorganisierten Einheit zu entwickeln?

Carolin Wurst: Der Prozess ist nicht zu unterschätzen. Wir erleben oft, dass sich Teams innerhalb weniger Monate komplett verändern möchten. Die Realität zeigt jedoch, dass dies länger dauert, sich aber in einem Jahr bereits viel erreichen lässt. Voraussetzung dafür ist, dass das Team kontinuierlich dranbleibt und sich Zeit zur Weiterentwicklung einräumt. In der Regel haben sich innerhalb eines Jahres grundlegende Routinen eingespielt, sodass es von da an in einen kontinuierlichen Wandel übergehen kann.

Welche typischen Stolpersteine kennen Sie aus der Praxis und welche Fähigkeiten braucht es, um diese zu überwinden?

Fabienne Regitz: Die Führungskraft ist die absolute Schlüsselrolle bei der Einführung von holokratischen Prinzipien. Sie muss die Verantwortung für die Veränderung übernehmen und ihre Rolle stark reflektieren. Passt sie ihr Verhalten an, kann sich auch das Verhalten des Teams ändern. Hierfür ist aber auch die Perspektive von außen essenziell, einerseits mit fachlichem Know-how zur Methode und Prozessgestaltung andererseits als Sparringpartner für die Führungskraft. Unsere Erfahrung zeigt da, dass begleitete Prozesse erfolgreicher verlaufen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Wer sich für Holokratie interessiert oder selbstorganisierte Teams aufbauen möchte, findet hier die Webinare von Carolin Wurst und Fabienne Regitz mit Fokus auf Praxis und Führung.

Bei inhaltlichen Fragen berät Sie gern Florian Klein: f.klein@ard-zdf-medienakademie.de.

Autor: Sven Dütz

Florian Klein
Fachgebiets­leitung Change-, Prozess- und Projektmanagement
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