Nachrichten für die "Generation Hoffnung"
Die Erfolge verschiedener Parteien bei Jüngeren und Erstwähler*innen bei der vergangenen Europawahl, erklären Experten auch durch den Medienkonsum der Jüngeren. Mit Nachrichten und Information kommt die Generation bei TikTok und Instagram eher zufällig in Kontakt. Dazu sprachen wir mit Social-Media-Expertin Amelie Weber.
Die neueste Studie des #UseTheNews-Projekt – und andere vorher – haben herausgefunden, dass das Nachrichteninteresse in der jüngeren Generation nicht sonderlich hoch ist. Wie erklärst Du das?
Amelie Marie Weber: Jungen Menschen wurde schon immer vorgeworfen, weniger Nachrichten zu konsumieren und politikverdrossen zu sein; das ist kein neues Phänomen. In diesem Alter haben die jungen Leute andere Prioritäten und nutzen Medien eher zur Unterhaltung oder Vernetzung. Nachrichten sind oft nicht ihr primäres Ziel, sondern begegnen ihnen beiläufig. Heute spielen die Flut an Inhalten und die kurzen Aufmerksamkeitsspannen natürlich ebenfalls eine Rolle, genau wie eine gewisse Nachrichtenmüdigkeit, die sich in Zeiten der vielen Krisen leider bei vielen einstellt.
Jetzt arbeitest Du bei einer traditionellen Marke, der tagesschau, aber auf Social Media. Wie versucht Ihr, junge Leute abzuholen?
Amelie Marie Weber: Unsere Angebote sollen für alle Menschen in Deutschland die erste Anlaufstelle für Nachrichten sein – selbstverständlich auch für jüngere. Deshalb bemühen wir uns in der Social-Media-Redaktion der tagesschau ganz gezielt, junge Leute anzusprechen, indem wir Inhalte an ihre Nutzungsgewohnheiten anpassen. Das bedeutet, dass wir auf kurze, prägnante Videos, visuell ansprechende Grafiken und eine verständliche Sprache setzen. Zudem behandeln wir Themen, die junge Menschen direkt betreffen, und nutzen Plattformen, die sie regelmäßig besuchen wie Instagram und TikTok.
Worin siehst Du die wichtigsten Unterschiede in der Nachrichtenpräsentation im TV und in Social?
Amelie Marie Weber: Im Fernsehen sind Nachrichten oft ausführlicher und formeller, mit einem klar strukturierten Ablauf und einem hohen Maß an Detailtiefe. Auf Social Media hingegen müssen Nachrichten kurz und knackig sein, um die Aufmerksamkeit der Nutzerinnen und Nutzer zu gewinnen. Außerdem gibt es auf Social Media die Möglichkeit, direkt zu reagieren. Das bietet ganz neue Möglichkeiten der Interaktion mit dem Publikum.
Vielen Dank für das Gespräch.
Amelie Marie Weber ist Trainerin des Seminars News Presenter*in in Social Media.
Das Interview führte Prof. Dr. Andreas Elter, Fachgebietsleiter Bewegtbild und Audio in der Contentproduktion – bei Fragen zu Thema und Seminar: a.elter@ard-zdf-medienakademie.de.
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