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OKR – agile Ziele für moderne Strategiearbeit in Organisationen 

OKR ist ein Framework für agiles Zielmanagement mit dem Fokus auf Strategie, Transparenz und moderne Mitarbeiterführung. Wie OKR funktioniert und warum Organisationen davon profitieren können, erklärt unsere Trainerin Nina Teller.

OKR ist bekannt, weil Unternehmen wie Google, Telekom oder Daimler nach diesem Prinzip erfolgreich arbeiten – was ist OKR?

Nina Teller: OKR steht für „Objectives und Key Results“ und ist ein Framework für agiles Zielmanagement. Die Objectives definieren dabei das übergeordnete Ziel – was möchte man erreichen? Die Key Results sind die messbare Einheit – wann sind wir da? Eingeführt und begleitet wird der Prozess in der Regel vom OKR Coach, einer Art Prozesswächter und Methodenexperte, der informiert, anleitet, koordiniert und moderiert.

Früher wurden Ziele vorgegeben und von der Spitze der Organisation an die Bereiche weitergereicht. Das hat funktioniert, solange die Annahmen und Rahmenbedingungen weitestgehend vorhersehbar waren. Heute passen starre Ziele nicht mehr. Es braucht etwas, mit dem sich Organisationen um Ziele kümmern können, während sich die Umstände laufend ändern. Was Scrum für die Produktentwicklung leistet, was Kanban für das Projektmanagement ist, das ermöglicht OKR auf der strategischen Ebene – den agilen Umgang mit Zielen auf Basis einer Vision oder Strategie in Zeiten der Veränderung.

Wie läuft so ein Prozess ab?

Nina Teller: Der OKR-Prozess schafft zunächst Orientierung. Ausgehend von der Strategie, die oft auf 3-5 Jahre ausgelegt ist, wird vor dem Start eines ersten Zyklus ein Fokus für das nächste Jahr geschaffen, d.h. basierend auf aktuellen Herausforderungen bestimmte Themen aus der Strategie explizit ausgewählt. Diese werden in OKR-Zyklen über 3-4 Monate in den Bereichen selbstorganisiert bearbeitet. Es gibt kurze Iterationen und es wird regelmäßig überprüft – machen wir das Richtige; das ist der agile Part.

Zudem kombiniert der Prozess top-down- mit bottom-up. Das Management gibt die Richtung vor und die Mitarbeiter*innen bestimmen selbst, wie und auf welchem Weg Sie dort hinkommen. Diese Einbindung schafft Identifikation mit den Zielen des Unternehmens, motiviert und fördert die Bereitschaft das eigene Know-how und die eigenen Erfahrungen aktiv einzubringen.

Eignet sich OKR für jedes Unternehmen?

Nina Teller: Generell ja. OKR kann eine gute Möglichkeit sein, strategische Themen aus dem Management ins Unternehmen zu tragen, vor allem auch Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt. Wie F. Dürrenmatt sagte, „Was alle angeht, können nur alle lösen und jeder Versuch für sich alleine zu lösen, was alle angeht, muss scheitern“ – ich finde, das trifft es ziemlich gut. 

Das Framework kann in der ganzen Organisation oder auch nur einzelnen Teams oder Bereichen eingeführt werden. Wichtig ist: Die Bereiche, die Teams, die OKR anwenden, kommen ins Tun. Für viele Organisationen zählen deshalb bereits 70% Zielerreichung als Erfolg. Denn der Prozess zählt. Es soll Raum zum Ausprobieren, Lernen und Kollaborieren geschaffen werden. Dies unterstützt die Balance zwischen Stabilität und Flexibilität, führt bei Organisationen zur Entwicklung aus eigener Kraft und zu einer neuen Form der Strategiearbeit im Unternehmen. 

Was sind für Sie die spannendsten Lernerfolge, wenn Organisationen OKR einführen?

Nina Teller: Vor allem Überraschung und Entwicklung aus eigener Kraft. Wenn Organisationen bereit sind die Leitplanken dafür zu schaffen, ist es oft ein Aha-Moment, welche wertvollen Ressourcen bereits in einer Organisation liegen und wie diese genutzt werden können. Welche Beiträge Mitarbeiter*innen in strategischen Fragen leisten können, und auch leisten wollen. Denn Strategie kann Freude machen! Zugleich werden Führungskräfte entlastet; sie müssen nicht mehr auf alles eine Antwort haben.

Durch den starken Fokus lernen Organisationen außerdem zu priorisieren und Wesentliches in den Mittelpunkt zu rücken. Die gemeinsame Ausrichtung bildet eine wichtige Basis für interdisziplinäre und kollaborative Zusammenarbeit. Und zuletzt die Retrospektive – einen organisierten Raum zu haben, in dem über die Art der Zusammenarbeit reflektiert wird, ist für Unternehmen ungemein wertvoll.

Vielen Dank für das Gespräch!

Nina Teller ist zertifizierte Trainerin und Beraterin für systemische Organisationsentwicklung mit den Schwerpunkten Veränderungsprozesse, Agilität und Innovation. Das OKR-Handwerkszeug vermittelt sie Führungskräften und Mitarbeiter*inne u.a. in ihrem Seminar Agiles Zielmanagement – OKR Coach.

Autor: Sven Dütz

Florian Klein
Fachgebiets­leitung Change-, Prozess- und Projektmanagement
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