Dietz Schwiesau (MDR)

Qualitätsmanagement ist beim MDR Redaktionsmanagement

Seit dem 12. Oktober 2020 ist unser Trainer Dietz Schwiesau Leiter des MDR-Qualitätsmanagements. Wir sprachen mit ihm über seine neue Aufgabe.

Welche Erwartungen sind an das Qualitätsmanagement beim MDR geknüpft?

Dietz Schwiesau: Wir brauchen greifbare Qualitätsstandards und vergleichbare Maßstäbe der Qualitätssicherung. Notwendig ist eine offene Fehlerkultur. Außerdem muss das Qualitätsmanagement Sache der Redaktionen sein und nah am Programm bleiben. Und: Es darf nicht zu bürokratischem Aufwand führen, sonst leidet die Akzeptanz. Wir brauchen keine parallelen Strukturen. Qualitätsmanagement im MDR ist Redaktionsmanagement.

Wie ist es organisiert? 

Dietz Schwiesau: Das Qualitätsmanagement ist zentral angebunden an die Geschäftsleitung des MDR und dezentral verankert. In den Direktionen gibt es jeweils zwei bis drei Qualitätsbeauftragte. Das sind erfahrene Journalistinnen und Journalisten, die uns neben ihrer Arbeit unterstützen.

Wie haben Sie und Ihre Kolleg*innen sich auf die Aufgabe vorbereitet?

Dietz Schwiesau: Wir haben uns angeschaut, wie das Qualitätsmanagement in anderen Medien aussieht – in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz. In Deutschland haben wir uns vor allem in der ARD umgesehen. Der Fokus liegt meist auf der Qualitätskontrolle durch Feedbacks, Airchecks, Programmdialoge und Publikumsgespräche.

Sie haben diesen Ansatz erweitert?

Dietz Schwiesau: Ja, wir entwickeln gemeinsam mit den Redaktionen Qualitäts- und Feedbackkriterien. Aber Du kannst keine Qualität in Produkte hineinkontrollieren. Schau deshalb auch auf die Organisation der Redaktion, also zuerst auf Strukturen und Abläufe. Qualitätsmanagement ist wie ein Frühjahrsputz für die Redaktion. 

Außerdem spielt unser Gemeinwohlbeitrag als öffentlich-rechtlicher Rundfunk eine Rolle. Unser Ziel ist es, Qualitätsmanagement und Gemeinwohl zu verknüpfen. Aus diesen Public Values hat Eduard Frantz von der Handelshochschule Leipzig einen Gemeinwohlcheck entwickelt. Er dient den Redaktionen als Orientierungsrahmen und Bewertungsinstrument.

Wie gehen Sie nun genau vor?

Dietz Schwiesau: Die ersten neun Projekten im ersten Halbjahr 2021 sind ein TV-Magazin, ein Hörfunkprogramm, ein Onlineangebot und zwei Regionalstudios. Parallel werden die Qualitätsbeauftragten und die Redaktionsleitungen für ihre Aufgaben ausgebildet. In Vorgesprächen mit den Redaktionsleitungen werden Fragen geklärt wie: Was wollt ihr mit Qualitätsmanagement erreichen? Wo wollt ihr nach der Einführungsphase in einem halben Jahr stehen? Wie sieht die Qualitätssicherung bisher aus? Welche Instrumente gibt es? Welche Instrumente sollen weiterentwickelt werden? Danach wird ein Zeitplan erarbeitet und geklärt, wie die Mitarbeitenden einbezogen werden und welche Ressourcen zur Verfügung stehen.

Liegen schon erste Ergebnisse vor?

Dietz Schwiesau: Das Qualitätsmanagement bringt schnell Ergebnisse. Wir haben inzwischen mit allen Redaktionen ein alltagsnahes Feedback-System entwickelt und in der Praxis erprobt. Außerdem haben wir gemeinsam mit der Medienforschung Strategien entwickelt, wie neue Zielgruppen erreicht werden können; wir haben redaktionelle Abläufe wie Planung, Beauftragung oder Abnahme verändert oder Konferenzen neu strukturiert.  Mit Mitarbeitenden intensiv, hierarchiefrei über bessere Angebote zu sprechen, das ist für alle sehr motivierend.

Autorin: Martina Lenk

Matthias Harder
Fachgebiets­leitung Journalistische Kompetenzen und Volontärsausbildung
mailicon Drucken
Vorheriger Artikel

WDR-Studie: Konstruktiver Fernseh-Journalismus

Nächster Artikel

OKR – agile Ziele für moderne Strategiearbeit in Organisationen 

Seminare zum Thema
img
53 670

Letzte Korrektur: die Filmabnahme im Aktuellen

Auch unter Zeitdruck das bestmögliche Ergebnis für die Zuschauer*innen erreichen: Das ist das Ziel einer erfolgreichen Filmabnahme im Aktuellen. In diesem Seminar eignen Sie sich Abnahmestandards und Abläufe an und erproben sie praktisch an Filmbeispielen. Sie lernen Kriterien, Werkzeuge und ...

SEMINARINFO
img
53 671

Abnahme für lange Formate in TV und Web

Mit der Abnahme lassen sich die Qualität eines Films, die Platzierung auf einem Sendeplatz oder das Ziel der Produzierenden steuern. Sie birgt aber auch Konflikte. Das gilt nicht nur für das lineare TV, sondern auch für Webformate. Deshalb brauchen Sie gute Kenntnisse der dramaturgischen und ...

SEMINARINFO