Schluss mit dem täglichen Weltuntergang
Freunde des konstruktiven Journalismus sind ihrem Namen schon mal begegnet: Maren Urner, Gründerin von Perspective Daily, einem Online-Magazin für konstruktiven Journalismus. Urner hat jetzt im Droemer Verlag ein Buch rausgebracht: „Schluss mit dem täglichen Weltuntergang“
Im Untertitel fügt sie hinzu: Wie wir uns gegen die digitale Vermüllung unserer Gehirne wehren. Und damit wird deutlich: Es geht um mehr als nur die Betrachtung des konstruktiven Journalismus. Urner führt zunächst kurz in diesen ein und verwendet dafür auch den Gapminder-Ignoranztest, wie man ihn schon aus dem Buch „Constructive News“ von Ulrik Haagerup oder von den Vorträgen von dem Gapminder-Gründer Hans Rosling kennt. Doch Urner verknüpft diesen dann mit aktuellen Nachrichtenereignissen und Studien. Das sei an dieser Stelle gleich hervorgehoben: Die umfassende Quellenübersicht in der Anlage ist eine Fundgrube für jeden Journalismus-Interessierten.
Doch eine wissenschaftliche Abhandlung ist dieses Buch nicht. Urner zählt zwar wissenschaftliche Studien und Daten auf und verknüpft diese miteinander, bezieht aber auch klar Stellung: Sie leitet her, warum jede Nachricht durch Framing sowie Moral- und Wertvorstellung bei Nachrichtenaufnahme und -weitergabe subjektiviert wird. Eine objektive Berichterstattung ist somit auch und gerade als Wächter, der sich einer liberalen Demokratie verpflichtet fühlt, nicht möglich:
„Hier also meine Forderung: Statt eines verwurzelten Glaubens an die Fata Morgana ‚objektive Berichterstattung’ brauchen wir mehr kritisches Denken, Vernunft, Ehrlichkeit und vor allem Mut – um die eigene Beschränktheit anzuerkennen.“
Ein Aufruf, der sich eher an alle Journalistinnen und Journalisten richtet. Gleichzeitig ruft Urner alle Medienkonsumenten dazu auf, ein Medienhygiene-Tagebuch zu führen:
„Statt dein Gehirn kontinuierlich zuzumüllen, kannst Du jetzt beginnen, es dosierter mit Informationen zu versorgen …“
Die Passage zeigt: Urner will so viele Menschen wie möglich mit auf die Reise nehmen – weg vom Multitasking bei der Nachrichtenaufnahme und vom Nachrichtenhopping – hin zum bewussten Medienkonsum. Für die automatisierten Gewohnheitsprozesse arbeitet sie mit dem Begriff des „mentalen Butlers“. Dieser erleichtert uns Alltagsaufgaben wie das Kaffee kochen, kann uns aber auch in nachrichtliche Verwirrung führen, weil wir zwischen Twitter, Facebook, Nachrichten-Webseiten und Radiomeldungen unbewusst auf Autopilot taumeln.
Mit konkreten Übungen und Tests liefert Urner Ideen für die Leser, wie sie wieder Herr ihres Medienkonsums werden können. Ein Buch, das einen facettenreichen Beitrag zur Medienkompetenz in Zeiten des medialen Überangebots liefert.
Maren Urner, Schluss mit dem täglichen Weltuntergang, Wie wir uns gegen die digitale Vermüllung unserer Gehirne wehren, Droemer HC, ISBN: 978-3-426-27776-8, 224 Seiten
Autorin: Martina Lenk

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