SharePics im Journalismus – worauf sollten Redaktionen achten?
Zitattafeln sind für Social-Media-Redaktion mittlerweile so selbstverständlich wie die NiF im Fernsehen, die Nachrichtenminute im Hörfunk oder die klassische Meldung in der Zeitung. Mit SharePics und starken Bildern lassen sich Informationen plattformgerecht auf Facebook, Twitter oder Instagram verbreiten. Doch durch zu starkes Verkürzen oder das Auslassen des Zusammenhangs kann es zu Missverständnissen und Desinformationen kommen. Wie lässt sich dieses Social-Media-Format anwenden und welche Fallstricke gilt es zu beachten?
Martin Motzkau arbeitet beim NDR als Social-Media-Redakteur im Bereich Nachrichten und erklärt, worauf es bei journalistischen Zitattafeln ankommt:
Was ist an einem etablierten Social-Media-Format wie Zitattafeln und anderen SharePics problematisch?
Martin Motzkau: SharePics sind Social-Media-Formate, die nur funktionieren, wenn die Informationen darauf geschlossen für sich stehen – also keinen weiteren wichtigen Kontext benötigen. Sie lassen sich sonst aus dem Zusammenhang reißen und eignen sich daher nur bedingt als Anteaser für eine Geschichte auf einer anderen Plattform. Denn: Anders als auf einer Nachrichtenseite öffnet sich beim Anklicken auf die Überschrift kein Online-Artikel mit zusätzlichen Informationen. Zudem sind SharePics – wie der Name schon sagt – darauf ausgelegt, weiterverbreitet und geteilt zu werden. Zum Beispiel in Storys auf Instagram. Und auch Informationen im Antext auf Facebook oder Twitter gehen schnell verloren.
Warum sollten Journalist*innen gerade im Jahr 2021 mit SharePics besonders sorgfältig umgehen?
Martin Motzkau: Die Corona-Pandemie ist im Netz ein großes Thema. Neben Diskussionen und verschiedenen Formaten gibt es dort auch Hetze und Desinformationen – zum Beispiel zum Impfen. Wenn dann eine Redaktion ein SharePic mit dem eigenen Marken-Logo veröffentlicht, das anschließend aus dem Zusammenhang gerissen wird, weil der Kontext fehlt, kann das auch ein Stück weit die Glaubwürdigkeit der Redaktion untergaben. Journalist*innen müssen deshalb besonders sensibel sein, was sie auf ihre SharePics schreiben.
Außerdem ist 2021 ein Superwahljahr: In sechs Bundesländern sowie auf Bundesebene werden die Parlamente neu gewählt. Durch die Folgen der Corona-Pandemie sind verstärkt digitale Wahlkämpfe zu erwarten. Wenn daraus resultieren sollte, dass Parteien und Kandidat*innen ihre Inhalte vermehrt und sehr bewusst in sozialen Netzwerken platzieren, sollten Redaktionen besonders auf den Erhalt von Zusammenhängen und die verfälschenden Effekte von Verkürzungen achten.
Sind SharePics dann überhaupt ein gutes Format innerhalb sozialer Medien, wo auch Gerüchte und Desinformationen verbreitet werden?
Martin Motzkau: Aus meiner Sicht sind SharePics per se nicht Schlimmes. Mit guten Formaten lassen sich zum Beispiel plattformgerecht gesicherte Fakten transportieren. Somit können SharePics von seriösen Nachrichtenredaktionen auch ein Stück weit als Gegengewicht zu Desinformationen und Verschwörungserzählungen dienen. Es gibt halt Fallstrike, die es zu beachten gibt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Den Umgang mit SharePics für Redaktionen zeigt unser Webinar SharePics und Zitattafeln journalistisch nutzen.
Bei Fragen hilft Ihnen Simone Stoffers gern weiter: s.stoffers@ard-zdf-medienakademie.de
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