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Taiwan – die wichtigste Insel der Welt

Taiwan ist im Vergleich zum angrenzenden chinesischen Festland winzig – eigentlich zu vernachlässigen.  Warum das mächtige Land China das so nicht beurteilt, weiß unser Trainer Klaus Bardenhagen, der in Taiwan lebt.

Taiwan ist Ihre Wahlheimat. Warum haben Sie sich als Auslandskorrespondent für diese relativ kleine Insel entschieden?

Klaus Bardenhagen: Als ich 2008 das erste Mal für ein Journalistenstipendium nach Taiwan kam, fragte ich mich: Was hier passiert, ist so interessant und wichtig – wieso hast du so selten davon erfahren? Ein Grund war, dass es keinen deutschsprachigen Journalisten in Taiwan gab, der diese Geschichten hätte erzählen können. Also entschied ich mich, das zu übernehmen. Nach so vielen Jahren tue ich es immer noch gerne, weil Taiwan als freies, aufgeschlossenes und hoch entwickeltes Land ein Ort ist, wo ich mich wohl fühle und gerne lebe.

Wie beurteilen Sie aktuell die Situation China – Taiwan?

Klaus Bardenhagen: Ich mache mir heute mehr Sorgen als vor drei Jahren, und vor drei Jahren mehr als vor sechs Jahren. Die grundlegende Bedrohung besteht zwar seit Jahrzehnten: China will Taiwan kontrollieren. Aber seit Xi Jinping in Peking an der Macht ist, macht er keinen Hehl mehr daraus. Qualitativ und quantitativ hat die Aggression zugenommen. Das heißt aber auch, dass niemand mehr Ausreden hat, wegzuschauen. Seit dem Überfall auf die Ukraine sollte klar geworden sein, wozu autoritäre Regime fähig sind. Xi könnte die Situation jederzeit eskalieren lassen. Das Ziel muss es sein, dass er jeden Tag abwägt und zu dem Schluss kommt: Risiken und Nachteile wären doch zu groß. Dazu braucht es Abschreckung, klare Ansagen und Solidarität. Auch von Deutschland.

Welche Inhalte möchten Sie den Journalist*innen in Ihrem Seminar mitgeben?

Klaus Bardenhagen: Ich möchte Erfahrungen teilen und Hintergründe und Zusammenhänge erklären. Taiwans Geschichte und politische Situation wird immer komplizierter, je genauer man hinschaut; mit gängigen Floskeln wie der „abtrünnigen Provinz“ ist eben nicht genug erklärt. China nutzt das nach wie vor geringe Interesse an Taiwan aus, um mit seinen Propaganda-Narrativen in die Wissenslücken zu stoßen. Gerade Journalisten sollten wissen, welche Fallen dort lauern. Und vor allem möchte ich vermitteln, dass Taiwan nicht nur als Figur auf dem geopolitischen Schachbrett oder als Spielball zwischen den USA und China dargestellt werden sollte. Taiwan ist ein realer Ort mit eigenen Interessen und einer lebendigen Zivilgesellschaft. Es ist „uns“ viel ähnlicher, als wir vielleicht glauben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr Informationen aus erster Hand gibt es auf den Infotagen Taiwan: Die wichtigste Insel der Welt.

Bei inhaltlichen Fragen berät Sie gern Matthias Harder: m.harder@ard-zdf-medienakademie.de.

Autorin: Martina Lenk

Matthias Harder
Fachgebiets­leitung Journalistische Kompetenzen und Volontärsausbildung
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