Susanne Merkle, Leiterin Treffpunkt Trimedialität. Foto: Cyrano Botzenhart

Trimedialität erleben beim BR

Design Thinking, Prototyping, iterative Arbeitsweisen - alle diese Methoden spielen auch eine Rolle, wenn es darum geht, Veränderungsprozesse zu gestalten.

Um Strategien und Umstrukturierungskonzepte zum Leben zu erwecken, und um in interdisziplinären Teams Ideen zu entwickeln hat der Bayerische Rundfunk den „Treffpunkt Trimedialität – Labor für Innovation und Vernetzung“ entwickelt.

Was in diesem Labor passiert, erläutert Susanne Merkle, die Leiterin des TT:

Was genau ist der Treffpunkt Trimedialität und was tun sie dort?

Susanne Merkle: Hier erarbeiten wir mit den Redaktionen und Abteilungen, wie die trimediale Zusammenarbeit funktioniert, welche Rollen es dafür braucht und welche Kommunikationswege. Und wir entwickeln gemeinsam mit ihnen neue Ideen. Wir tun das in Workshops und Planspielen in denen wir die Konzepte für die trimediale Zusammenarbeit ausprobieren und iterativ anpassen, so dass sie in der Realität funktionieren können. Und in einem Innovationsprozess, in dem wir in interdisziplinären Teams Ideen entwickeln und zur Reife führen.

Beispielsweise hat der trimediale Sport im BR die Zusammenarbeit an seinem neuen News- und Planungsdesks bei uns getestet. In der Redaktion war dazu ein Konzept auf Papier entstanden. Das Papier klärte, wer an dem Newdesk sitzt, wer welche Aufgaben hat und wie die Zusammenarbeit dort zwischen den verschiedenen Rollen funktionieren kann. Wir haben dieses Konzept in ein Planspiel übersetzt, bei dem die Kollegen die Rollen, die sie ausüben sollen, ausprobieren und anpassen konnten. Dabei wurde dann klar, was funktionieren kann und was nicht. Der Vorteil daran ist, dass man dann, mit einem funktionierenden Modell am Start ist.

Klingt gut, aber warum spielen Sie dann nicht gleich in den Redaktionen?

Susanne Merkle: Tatsächlich haben wir die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, wenn man sich die Zeit nimmt, in einem geschützten Raum fernab von der eigentlichen Arbeit zu testen. Durch das gemeinsame Nachdenken kommt man auf bessere Ideen und zu einer besseren Zusammenarbeit. Das Team wächst zusammen und lernt Hand in Hand zu arbeiten, Ideen weiter zu entwickeln, Fehler oder Probleme oder Unsicherheiten sofort anzusprechen. Es kommen Themen zur Sprache, für die man sonst keine Zeit hätte. Das Gute ist: Die Zeit spart man sich später wieder, weil es in der Realität besser funktioniert.

Sie arbeiten mit Design Thinking und iterativem Arbeiten – wie intensiv wird im BR mit diesen Techniken schon gearbeitet?

Susanne Merkle: Das wächst nach und nach. Wichtig ist vielleicht, diese Prinzipien liegen der gesamten Arbeit des Treffpunkts Trimedialität zu Grunde. So ein neuer Newsdesk zum Beispiel wächst, er arbeitet nach und nach mit immer mehr Redaktionen zusammen, das erfordert dann eine Anpassung in Arbeitsabläufen oder Rollenbildern. Da heißt es dann kreativ und iterativ weiter zu arbeiten. Wir begleiten die Redaktionen dabei prozesshaft und vor allem dadurch, dass wir ganz individuelle Workshops und Planspiele erstellen, die direkt am Problem angreifen. Dabei und bei unserem Innovationsprozess spielen viele Tools aus dem Design Thinking und dem Lean Startup Prinzip eine große Rolle. Die wandern dann auch in die Redaktionen. So verändern wir nach und nach auch die Kultur der Zusammenarbeit.

Was hat sich durch das Angebot des TT geändert?

Susanne Merkle: Das im Treffpunkt Trimedialität entwickelte gemeinsame Planungstool ist im BR mittlerweile ausgerollt. Daneben haben wir viele Redaktionen bei der Umsetzung ihrer Ideen zur Zusammenarbeit unterstützt. Die Kolleginnen und Kollegen wissen besser, wie sie für das andere Medium mitdenken. Die Journalisten aus verschiedenen Medien kooperieren miteinander, tauschen sich aus. Denken besser für BR24, die Onliner mit. Zum Teil sind in unseren Workshops sogar ganze Rollenbilder erfunden worden. Und das Beste: Wer später mit dem trimedialen Zusammenwachsen begonnen hat, profitiert bei uns von den Erfahrungen, die die anderen geschaffen haben. Da muss nicht jedes Mal das Rad neu erfunden werden.

Lassen sich die Erkenntnisse auch auf andere Unternehmen übertragen?

Susanne Merkle: Natürlich, viele Branchen stehen heute vor disruptiven Veränderungen, bei denen niemand so genau weiß, wie man ihnen begegnet. Statt ewig Konzepte am grünen Tisch zu entwerfen, kann man in Einrichtungen wie Treffpunkt Trimedialität schnell testen, was funktioniert und was nicht. Das erhöht die Chancen einer erfolgreichen Veränderung.

Was erwartet uns in der Zukunft?

Susanne Merkle: Wir haben im vergangenen Jahr erstmals in einem bewussten Innovationsprozess mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen der Technik und unterschiedlichen Redaktionen Ideen entwickelt. Es geht hier auch darum Räume für Kreativität zu schaffen und eine Innovationskultur im BR zu fördern. Das wollen wir weiter ausbauen.

Autorin: Susanne Merkle

Simone Stoffers
Fachgebiets­leitung Digitale Strategie, Crossmedia, Online und Social Media
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