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Umgang mit Störern in Live-Schalten 

Die Zahl der Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten – vor allem auf Lokaljournalisten – ist seit Jahren erhöht. Unser Experte Halim Hosny rechnet auch für die Zukunft mit weiteren „Störungen“. Wie man sich in dem konkreten Moment einer Live-Schalte verhalten kann, erläutert er im Interview.

Herr Hosny, rechnen Sie damit, dass es im Vorfeld der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg viele Störungen von Live-TV-Übertragungen geben wird?

Halim Hosny: Wir beobachten, dass die Menschen zunehmend selbstbewusst und kritisch den Medien gegenübertreten. Insofern werden Ereignisse, die wir als TV-Macher und Content Creators als „Störung“ empfinden, sicherlich zunehmen – insbesondere im Vorfeld der Wahlen. 

Nicht jede Störung ist gleich eine gezielte Attacke auf Journalist*innen. Sie sehen den Begriff der Störung daher auch positiv. Warum?

Halim Hosny: Ein „Störer“ muss nicht unbedingt störend sein – ich sage immer gern: Man kann dem Störer sein Schwert nehmen, eine Pflugschar daraus machen und den „Störer“ davor einspannen. Aber Spaß beiseite: Eine Störung kann zu einer erfolgreichen Live-Schalte beitragen; sie sogar spannender machen als es im Konzept angedacht war. Und die Zuschauer begreifen sowieso sofort, was gerade passiert. Deshalb ist die Störung einfach zu ignorieren die schlechteste Art, damit umzugehen.

Warum ist es als Live-Reporter nicht unbedingt empfehlenswert, den Störer einfach zu ignorieren?

Halim Hosny: Jede Störung – auch wenn es kein Mensch oder eine Gruppe von Menschen ist, sondern zum Beispiel ein Störgeräusch – wird vom Zuschauer als eine Art „Elefant im Raum“ wahrgenommen. Wir können unsere Glaubwürdigkeit als Medienschaffende nur unter Beweis stellen, wenn wir solche augenfälligen Tatsachen bewusst markieren und den Zuschauer*innen die Möglichkeit geben, die Situation für sich einzuordnen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr Tipps und Übungen zum Umgang mit Störern gibt es im Seminar Live-TV und Online: Schalte mit Störern.

Autor: Andreas Elter

Prof. Dr. Andreas Elter
Fachgebietsleitung Bewegtbild und Audio in der Contentproduktion
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