„Wahrnehmung von Bildern und Videos ändern“

Dass Bilder und Videos mit KI erstellt werden können, erzeugt bei vielen Menschen Unsicherheit – kann man seinen Augen noch trauen? Arne Schultz, freier Fotodesigner, Art-Director und Spezialist im Bereich KI-generierter Bilder beschäftigt sich mit Bildforensik zum Nachweis von Bild-Fakes. 

Können Sie sich noch unvoreingenommen digitale Bilder ansehen?

Arne Schultz: Ja – und ich liebe die neuen, genialen Bilderwelten, die erschaffen werden, in denen man abtauchen und sich inspirieren lassen kann. Ich habe allerdings für mich gelernt, zu unterscheiden, was Entertainment oder Kunst und was eine wichtige Information ist. Die KI-Bilderwelt ist da, um zu bleiben. Wir müssen unsere Sichtweise und unsere Wahrnehmung von Bildern und Videos ändern und zu einer gesunden Distanz zu allen veröffentlichten Medien kommen. Die Eigenverantwortlichkeit der Nutzerinnen und Nutzer wird größer.

Was bringen digitale Wasserzeichen?

Arne Schultz: Prinzipiell sind Methoden zur Verifizierung eine gute Sache. Problematisch wird es, wenn eine Software oder KI genau dazu entwickelt wurde, solche ‚Bildelemente‘ zu entfernen oder hinzuzufügen. Sollte man ein KI-generiertes Bild kennzeichnen? Es wird wohl kaum ein Ersteller mit zweifelhaften Motiven sein Bild freiwillig mit einem Wasserzeichen als KI-Bild outen. Sinnvoller wäre also eine Kennzeichnung als nicht-KI-generiertes Bild. Allerdings kann die digitale Bildbearbeitung auch Wasserzeichen nachbilden und damit Fake-Bilder als ‚real‘ kennzeichnen. 

Manipulierte Bilder gab es schon immer, auch weit vor der Erfindung von Photoshop. Was hat sich geändert?

Arne Schultz: Als Fotografie bzw. die Daguerreotypie [Fotografie auf einer glatten Metalloberfläche; Anm.d.Red.] erfunden wurden, dachte man an die ‚Abbildung der Realität‘. Doch schnell wurden Wege entdeckt, diese ‚Realität‘ anzupassen; früher im Labor – heutzutage am Computer. Eine Bildmanipulation in analogen Zeiten setzte große Fähigkeiten im Umgang mit den Labormitteln voraus.

Mit der dann folgenden Stufe – Photoshop – musste man viele Kenntnisse über das Programm sowie Licht, Schatten, Anatomie, Falten etc. haben. Das Beherrschen des ‚Handwerks‘ war Voraussetzung. Die KI hat Vieles geändert, denn die handwerklichen Anforderungen sind deutlich geringer. Man sollte gut prompten können und die bildgenerierende KI-Software beherrschen – das ist schon alles.

Vielen Dank für das Gespräch.

Mehr zum Thema Bildmanipulationen gibt es im halbtägigen Webinar von Arne Schultz: KI-Bilder und Photoshop-Manipulationen erkennen – mit Bildanalysen gegen Deep-Fakes

Zu diesem und anderen Kursen rund um das Thema KI berät Sie gern:

Simone Stoffers:
E-Mail: s.stoffers@ard-zdf-medienakademie.de

Simone Stoffers
Fachgebiets­leitung Digitale Strategie, Crossmedia, Online und Social Media
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