Was muss ein Journalist in 5 Jahren können?
Welche Technologien in fünf Jahren eine Rolle spielen werden, wissen wir heute nicht. Was wir aber sicher wissen, ist, dass sie kommen und unser Arbeitsleben weiter durcheinanderwirbeln werden.
Eine gute Frage: Was muss ein Journalist in 5 Jahren können… Wird er sich noch um Fernseh-, Radio- und Zeitungsbeiträge kümmern oder wird er nur noch snapchatten, youtuben und facebooken müssen, da den Rest die Storytelling-Bots übernehmen?
Einige Punkte werden bleiben, wie sie sind: Journalisten müssen recherchieren und Geschichten erzählen können. Und um an spannende Geschichte heranzukommen, hilft es heute und in allen Zeiten tiefer in einer Materie verankert zu sein – sei es in der Politik, der Wirtschaft, einer Region, im Ausland oder dem Sport. Ohne Informanten, die den Tipp für eine Story geben, wird es nicht gehen. Wichtiger als heute wird aber in Zukunft die Recherche in Datenbanken und sozialen Netzwerken – und wer weiß – in ganz anderen heute noch unbekannten Quellen sein.
Technologie-Revolutionen wie das Smartphone mit Touch-Display haben unsere Welt – speziell für uns Medienmacher – disruptiv verändert. Und niemand hat diese Technologie-Entwicklung samt gesellschaftlichen Implikationen fünf Jahre vorher gesehen. Wir können nur ahnen, dass in diesem Moment der nächste Steve Jobs werkelt und uns faszinieren will. Was wir aber definitiv wissen: Die nächste Hard- oder Software, die unseren Alltag auf den Kopf stellt, kommt bestimmt – ob nun aus der Garage oder dem Silicon Valley.
Der technologische Wandel hört nicht auf und gemütlich wird es nie wieder.
Journalistinnen und Journalisten, die das noch nicht für sich verinnerlicht haben, die aktuellen Recherchemethoden noch nicht beherrschen und Technologie-Kenntnisse weiterhin nicht erwerben wollen, werden in Kürze abgehängt sein, weil sich die Kluft zwischen Ist-Know-how und Soll-Know-how unüberbrückbar gedehnt hat.
- Dennoch wird der Traum vieler Medienmanager vom facebookenden Twitter-Fernsehreporter mit Datenmanagementkenntnissen, der seine Beiträge Google-gerecht auf Youtube nachbereitet, unerfüllbar bleiben. Das hat nicht nur mit der unbestreitbaren Technologieaversion einiger Kollegen zu tun, sondern auch mit mentalen Möglichkeiten:
Einige Tätigkeiten der oben aufgelisteten Wollmilchsau benötigen eher mathematische Hirnareale und Interessen, andere Arbeiten eher den kreativen Querdenker, dem Gleichungen und Regeln ein Gräuel sind. Mal ganz abgesehen davon, dass die momentan bekannten Ausspielwege sich ständig erneuerndes Spezialwissen benötigen, so dass dies qua Zeit und Hirnkapazität objektiv nicht zu schaffen ist.
Junge Kollegen, die heute in den Job kommen, werden breit aufgestellt ausgebildet. Online, Facebook, Twitter stehen auf jedem Lehrplan – und dennoch: Wer in Zukunft vorn dabei sein will, muss sich ergründen und erkennen: „Was sind meine Stärken? In welchem Medium, welchem Ausspielweg bin ich besonders gut?“ und sollte sich dahingehend spezialisieren. Denn auch diese Regel hat in fünf Jahren noch Bestand:
Qualität im Journalismus ist nur über handwerkliches Fachwissen zu erreichen.
Zu diesem Merksatz gesellt sich aber ein neuer, ein weit wichtigerer: Nur wer offen auf die Kollegen der anderen Gewerke zugehen und deren Workflows verstehen WILL, wer wissbegierig bleibt und Veränderung nicht als Last empfindet, wird in Zukunft in Medienhäusern noch eine Rolle spielen.
In wenigen Berufsständen sind so viele Individualisten versammelt wie in dem unseren. Manch einer scheint von seiner Bedeutung im gesellschaftlichen Leben ganz benebelt, aber das Modell des Journalisten als kleiner König hat ausgedient.
Kommunikations- und Teamfähigkeit werden mehr denn je die Schlüsselqualifikationen in modernen Medienhäusern sein, denn nur wenn die Kollegen die Nachricht auf jedem Ausspielweg mit bestmöglicher Qualität ausliefern, wird das Gesamtprodukt überzeugen; wird das Medienhaus im Wettbewerb um die Augenpaare bestehen.
Der gute Journalist, die gute Journalistin benötigt in fünf Jahren fundiertes Fachwissen und viel mehr als heute – Neugier, Offenheit und soziale Kompetenz. Aus meiner Sicht ist das eine Mammutaufgabe für die Führungskräfte in den Medienhäusern, die Menschen so zu coachen und Teams so zu formen. Eine Mammutaufgabe aber auch für uns.
Autorin: Martina Lenk

Moderne Lernformen – ein Eingriff in die Unternehmenskultur
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