Wie geht zukunftsorientierter Journalismus?
In einer Welt, die sich so rasant verändert, müssen wir uns mit dem Thema Zukunft auseinandersetzen, um Zielgruppen Relevanz zu bieten. Unser Trainer Prof. Egbert van Wyngaarden beschäftigt sich schon länger mit dem Zusammenhang von Zukunft und Journalismus.
Journalismus berichtet überwiegend über das „was ist“ – Zukunftsthemen bleiben oft den Wissenschaftsressorts vorbehalten. Warum sollten wir uns mit „Zukunft“ auseinandersetzen?
van Wyngaarden: Die Zukunft betrifft die journalistische Arbeit, denn heute werden Entscheidungen getroffen, die die Welt von morgen prägen. Wir brauchen vielfältige gesellschaftliche Debatten darüber, wie diese Welt, künftige Verhältnisse und Strukturen aussehen sollen. Solche Debatten halte ich für eine wichtige Funktion des Journalismus.
Am spannendsten finde ich die Frage nach neuen Zielgruppen. Die Bürgerinnen und Bürger sind nicht dumm. Sie spüren ganz genau, dass viele Dinge, die sie lange für selbstverständlich gehalten haben, jetzt in Bewegung geraten. Kriege, Inflation, Klimawandel, KI … Besonders junge Menschen möchten wissen, was auf sie zukommt und wie sie damit umgehen können.
Um konkret über einen debattenorientierten Zukunftsjournalismus zu reden, gibt es jetzt ein neues Seminar – worum geht es da?
van Wyngaarden: Zuerst lernt man, das eigene Denken über Zukunft kritisch zu hinterfragen. Welche Annahmen über Mensch, Technologie und Gesellschaft spielen dabei eine Rolle? Was sind blinde Flecken? Wie können wir Zukünfte im Plural denken – als breite Palette von Wünschen und Möglichkeiten?
Dann untersuchen wir Medienangebote, oft auch die der Teilnehmenden. Welche Narrative über Zukunft klingen darin an? Wird Technologie alle Probleme lösen? Sollen wir so weitermachen wie bisher, oder können wir eine Transformation hin zu einer gerechteren und nachhaltigeren Gesellschaft schaffen? Dieser Blick auf Medienangebote und ihre Grundhaltungen in Bezug auf Zukunft ist wichtig. Denn die darin versteckten Narrative bedingen, welche Möglichkeiten die Menschen sehen, um die Welt von morgen zu gestalten.
Mit welchen Fragen kommen Redaktionen im Seminar auf dich zu?
van Wyngaarden: Ein zentrales Anliegen ist, wie man unliebsame Themen in die Breite der Gesellschaft hinein vermitteln kann. Im Seminar arbeiten wir mit wertebasierten Ansätzen, die international unter anderem in der Klimakommunikation verwendet werden. Über Werte und Bedürfnisse kann man immer gut miteinander ins Gespräch kommen.
Was wir nicht bieten können, ist ein Katalog mit Trending Topics für die Generation TikTok. Aber gern sprechen wir darüber, wie man solche Themen finden und aus einer zukunftsgewandten Perspektive aufgreifen kann.
Mein Fazit ist, dass wir uns intensiv mit dem Thema Zukunft auseinandersetzen müssen, um Zielgruppen auch künftig Relevanz zu bieten. Die Welt verändert sich rapide. Journalistinnen und Journalisten müssen da Orientierung bieten.
Danke für das Gespräch.
Die nächste Ausgabe des Seminars: Mit zukunftsorienterten Inhalten neue Zielgruppen erschließen.
Zu den Inhalten berät Sie gern:
Simone Stoffers
E-Mail: s.stoffers@ard-zdf-medienakademie.de
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